24. Türchen

Hallo ihr lieben, wie schön, dass ihr auch heute, bei dem letzten Türchen des Adventskalenders wieder dabei seid!

Heute habe ich etwas ganz besonderes für euch. Die Weihnachtsgeschichte! Aber nicht die verstaubte, traditionelle Weihnachtsgeschichte aus diesem alten Fantasy-Roman, sondern EURE Weihnachtsgeschichte. Ich hab euch gebeten, eure witzigste oder traurigste oder unglaubwürdigste Weihnachtsgeschichte mit mir zu teilen, eure ganz persönliche Weihnachtstradition, das streng gehütete Plätzchenrezept eurer Oma oder eine argumentativ starke Hassrede oder Liebeserklärung auf die bevorstehenden Feiertage.

Ich muss zugeben, nicht viele haben es bis ins verquer.-Büro geschafft, aber über die wenigen, die ihren Weg bis ins letzte Adventskalendertürchen gefunden haben, freue ich mich umso mehr und ich hoffe, ihr habt daran genau so viel Freude wie ich.

Inhaltsverzeichnis:
Weihnachten im Krankenhaus
Der schönste Weihnachtsbaum
Die Trunknacht
PROTESTantische Weihnachten

Viel Spaß beim lesen und lachen und macht euch ein paar schöne ruhige Tage.

Solidarische Grüße

Hanna

 

P.S.  Das im folgenden sind ganz persönliche Geschichten von euch und stehen nicht zwingend für die Meinungen von verquer.

 

 

Weihnachten im Krankenhaus

Ein Krankenhaus ist wundersamer Ort. Vermutlich der Ort, der größten Enttäuschung und des Verlustes, aber eben auch ein Ort der größten Hoffnung.
An Weihnachten denken wir oft an die Menschen, die trotz der Feiertage arbeiten müssen. Manchmal ist es dabei leicht zu vergessen, dass auch PatientInnen unfreiwillig ihre Feiertage im Krankenhaus verbringen müssen. Die meisten Menschen sind nicht gern dort. Ich schon. Heute bin ich Medizinstudentin. Diese Erzählung spielt aber in einer Zeit vor meinem Studium, während eines Orientierungspraktikums. Dort war es meine Hauptaufgabe Menschen in Rollstühlen zu Ihren Untersuchungen zu Fahren und sie anschließend wieder zurück auf Ihre Station zu bringen.

Am 23. Dezember schob ich also einen Patienten durch die festlich weihnachtlich geschmückten Gänge der Klinik. Alles war dekoriert mit Adventskränzen, Lichterketten, Reisig Zweigen, Weihnachtsbäumen und kleinen Glöckchen. Alles war dekoriert, außer den Patientenzimmern.
Mein Fahrgast fragte mich, ob ich Weihnachten auch arbeiten würde und ich sagte ihm, dass ich nach Hause fahren würde und es mein letzter Praktikumstag sei. „Ich wäre so gern für Weihnachten zu Hause.“ erzählte der mir. „ Ach wenn ich doch nur ein bisschen weihnachtlichen Schmuck in meinem Zimmer hätte… Da würde es mir gleich viel besser gehen.“ Wir sprachen über dies und das, bis wir schließlich die Eingangshalle durchquerten. Ich bin extra einen Umweg gegangen, um die geschmückte Halle zusammen mit Ihm bestaunen zu können. So standen wir da nun am Abend vor dem Heiligen Abend und verloren uns im Lichtermeer. Aus einem Impuls heraus, den ich heute nicht mehr erklären kann sagte ich: „Wissen Sie was, suchen sie sich den schönsten Kranz aus. Wir nehmen den mit!“
Gesagt getan. Es hatte sich schnell ein Objekt der Begierde gefunden, welches wir dann gut halb unter dem Bademantel versteckten und dann zügig sowie breit grinsend zurück Richtung Station fuhren. Dort schaute ich zuerst, ob die Luft vor dem Schwesternzimmer rein war. Dann duckten wir uns beide und ich schob ihn auf sein Zimmer. Bis heute ist das meine glücklichsten Patientenerinnerung und eine meiner liebsten Weihnachtsmomente.
Weihnachten, das Fest der Liebe. Ein Fest, dass uns immer wieder daran erinnern soll, dass es Hoffnung gibt. Auch in diesen Zeiten, die mittlerweile für uns alle frustrierend und einschränkend sind. In denen wir uns fragen: Wie soll das alles weitergehen? Ist das „anders“ jetzt das neue normal?
Ja, ich glaube in diesen Zeiten haben wir alle ein bisschen Hoffnung bitter nötig. Deshalb mein Aufruf: Einfach mal Freude schenken und wenn es dann mit einem „ausgeliehenen“ Adventskranz ist, ist das sicher im Sinne von Weihnachten.

 

Der schönste Weihnachtsbaum

 

Die Trunknacht

Eins kurz vorweg.
Die, die wir dieses Fest feiern, sind größten teils Punks und Anarchos, die die zeit zwischen den Jahren zusammen verbringen wollen. Wir haben uns mit der Zeit angewöhnt, einen christlich fundamentalen Duktus zu verwenden wenn wir andern erklären, was die Trunknachten ist. Dies dient einzig dem Bedürfnis nach Satire und Protest nachzukommen, die wir den allgemein akzeptierten Weihnachtsfeierlichkeiten entgegenbringen wollen. Kurz: es macht Spaß und nimmt Religion auf die Schippe.

Wie alles begann
Es war das Jahr 2013 in Schwerin
mein erstes Weihnachten auf der Straße und „weit weg“ von zu hause. Ich wollte das irgendwie auch so. die Wohnung eines Freundes bei der die Kündigungsfrist erst ende Januar ablaufen sollte bot mir bereits einige Wochen Schutz vor der Kälte und langer Weile, Menschen die ich noch nicht lang meine Freunde nannte kamen öfter zu Besuch. Da war ein Pärchen, das zwar akzeptiert aber auch kritisiert wurde weil der Altersunterschied doch etwas größer war als für gut befunden wurde, ein fast Opernsänger mit Hut, eine junge Frau die wegen Streit mit ihrer Mutter um ihren Freund von zu Hause rausgeschmissen wurde, eine 15-järige, die nicht nach hause wollte weil ihre Eltern sowieso nur Streit anfingen und neben mir der sich vor etwas mehr als einem Jahr dazu entschieden hat, von Straßenmusik zu leben, noch einige mehr. Mit anderen Worten: unserer Einladung, Weihnachten zu feiern für alle die nicht nach Hause können, wollen oder sollen, kamen einige Menschen nach und die leere Zweizimmerwohnung wurde ziemlich voll.
Ich spielte bereits einige Tage zuvor etwas mehr auf der Straße um etwas für die Feiertage zurückzulegen, andere schnorrten oder klauten, wir wollten ja über die 3 tage nicht nochmal raus müssen. Am morgen des 24.12. gingen wir nochmal das letzte Geld ausgeben um unsere dann doch recht kargen Vorräte aufzufüllen. Wir hatten im Grunde genug zu essen für 3 tage und 6 Personen, einen Kasten Bier, und keine Ahnung wie viele Leute wirklich kommen oder ob die noch was mitbringen. Ich spielte auf dem Rückweg noch ein kurzes Set auf leerer Straße und verdiente 7 Euro und 50 Cent. Wir waren zu viert und gedachten das Geld für Fladenbrot mit Sose bei unserem Dönermann zu lassen. Der sagte 8 Euro und machte für jeden n ganzen Döner und ne Flasche Cola draus als er hörte das die 7,50 unser aller letztes Geld darstellen. Wir mussten ihn überreden das Geld zu nehmen.
Damit begann es, unser ganz persönliches Weihnachtswunder.
Auf dem weg zurück zur Wohnung fanden wir ne Schachtel Kippen und bekamen Kuchen geschenkt. Die Vorfreude, die auf dem Hinweg dem Kochen der ersten großen Mahlzeit galt, war einem Gefühl von nie enden wollender Sättigung gewichen. Der Abend kam genauso wie viele Menschen die mit uns diese Zeit verbringen wollten aber außer meist alkoholischer Getränke brachten diese kaum etwas mit. Natürlich wurden sie trotzdem verköstigt gleich der alten Losung alles für alle. Auch wenn das bedeutet, dass unser hart zusammengegaunertes Essen noch vor Ende dieser drei Tage aufgebraucht ein sollte.
2 von uns machten sich nochmal auf. „Sachen suchen“. Was sie suchten wussten sie nicht und sie würde wohl ne Weile unterwegs sein. Der Rest trank und aß weiter. Ein illustrer Abend mit Geschichten und Gesang, Spiel und kurz auch Tanz. (was in Scherben endete und dann unterlassen wurde)
Es läutete an der Tür und das grade als wir einigen Leuten die Geschichte unseres Weihnachtswunders und der Sorge um unsere Vorräte schilderten. Ein weiterer Gast trat zur Tür herein. Schwer bepackt mit Trekkingrucksack und mehreren großen Tüten stand sie vor uns. Wie eine Offenbarung berichtete sie uns das sie, ehe sie zu uns aufbrach, eben noch im heimischen Haushalt den Kühlschrank plünderte und containern war. Sie hatte tatsächlich so viel Zeug dabei, dass der Kühlschrank und das Gefrierfach überzuquellen drohten. Nachdem wir alles verstaut hatten wurde gespielt. Ich weiß nicht mehr was, aber es war irgendein Gesellschaftsspiel. Werwolf, Zitate raten, ich sehe was was du nicht siehst. Irgendwas in die Richtung. Bei einer Zählung kam ich auf 15 Leute inklusive den beiden die noch „Sachen suchen“ waren. Achso. Da war ja was. Die beiden kamen mit gespielter Traurigkeit zurück. Gefunden hätten sie was, aber nichts besonderes. Alle fragten gespannt danach was es den sei. Wir waren total baff. Einer der Weinachtsmarkt-Stände hatte vergessen die Tür abzuschließen und die beiden haben 10 Liter Glühwein und einen Liter Amaretto stibitzt. Uns wurde klar, dass wir jetzt nicht mehr Weihnachten feierten. „Oh du durstige“ wurde angestimmt und irgendwer verwendete das erste mal den Namen Trunknachten. Uns wurde so in dieser besinnlichen Zeit ein Fest geboren, das mit nicht nur einem Wunder begann und uns die darauf folgenden Jahre immer mit der Geschichte begleiten sollte, dass wir für 6 Menschen und 3 tage Verpflegung und nicht genügend Bier hatten aber 15 Menschen bis Silvester keinen Hunger hatten und immer leicht einen in der Krone.

Die darauf folgenden Jahre
Trunknachten wurde zur Tradition und brauchte somit, zur einfacheren Erkärung für Menschen, die es das erste mal feierten, einige einfache Regeln, da uns „wir saufen bis Silvester“ zu kurz gegriffen war. So kam es zu folgenden Regeln, die mehr ein Leitfaden als eine Pflicht sind:
-Die heilige Zeit der Selbstzerstörung beginnt, wenn sich 2 oder mehr um die Sommersonnenwende im Sinne der Trunknacht treffen und ein Bier öffnen.
-Es soll immer genug zu trinken geben und geize nicht mit deinen Vorräten
-Die Trunknacht endet erst dann, wenn alle einen Tag lang nüchtern waren.

 

PROTESTantische Weihnachten bei der Freiwilligendienstinitiative Turbina Pomerania.

Es wurde bebastelt, gescriptet, gesungen und getüftelt im Seminar von und mit Bundesfreiwilligen. Die etwas andere Weihnachtsgeschichte mit Blick ins Jahr 2030 verheißt wenig Gutes, aber vielleicht ringt es euch trotzdem das ein oder andere Lächeln ab. Es wurden weder Kosten, Zeit noch Mühe gescheut, um euch dieses Meisterwerk des Sounds und Videoschnitts zu präsentieren. Klickt und macht es euch sechs Minuten gemütlich vor euren elektronischen Fenstern zur Welt.

Wenn ihr wissen wollt, was Freiwillige bei Turbina Pomerania noch so für Ideen haben, welche wir schon gemeinsam umgesetzt haben und wie ihr euch aktiv in die Prozesse unserer Gesellschaft einmischen könnt, erfahrt ihr auf www.turbina-pomerania.org

Link zum Film: https://vimeo.com/user113442895/review/491282945/8547f6fe8a

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