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Sandstrahlen – Tödlicher used look?
16. März 2017 @ 18:00 - 20:00
Gespräch mit einem türkischen Arbeiter und Aktivisten
Auf der Speakers Tour der Kampagne für saubere Kleidung (CCC) besucht Abdulhalim L. Demir Greifswald. Er ist aktiv in der CCC Türkei und hat sieben Jahre lang als Sandstrahler in der türkischen Textilindustrie gearbeitet und Jeans auf alt getrimmt. Durch den Staub sind er und viele Kollegen schwer lungenkrank geworden, einige starben. Nun kämpft er für ein Verbot dieser Technik
Seit Beginn der 2000er werden in der Türkei Jeans in kleinen nicht registrierten Sweatshops der informellen Wirtschaft sandgestrahlt. Aufgrund öffentlichen Drucks hat das Gesundheitsministerium im März 2009 das Sandstrahlen von Jeans offiziell verboten. Es wird geschätzt, dass zwischen 8.000 und 10.000 Arbeiter in Betrieben sandgestrahlt haben. Der Großteil von ihnen wurde informell beschäftigt, viele Ausländer und Kinder häufig illegal.
Schätzungsweise 4.000 bis 5.000 von ihnen sind an Silikose erkrankt. Die meisten von ihnen waren oder sind sich jedoch nicht im Klaren über die Gefahren. Das Solidarity Committee hat 1.200 Betroffene ausfindig gemacht und weiß von mindestens 46 Todesfällen bis November 2010.
Allerdings stellt sich die Kontaktaufnahme mit ehemaligen Sandstrahlern als schwierig dar, da viele der ehemalige Sandstrahler Migranten aus Rumänien, Moldawien, Aserbaidschan und Georgien sind.
Im Januar 2010 erließ das türkische Gesundheitsministerium eine Bestimmung um allen Silikose-Patienten eine kostenfreie medizinische Versorgung zu ermöglichen – unabhängig ob sie als Arbeiter offiziell registriert waren. Das Solidarity Committee hatte dies in einer Kampagne gefordert, da viele Arbeiter keine Krankenversicherung hatten. Trotzdem sind die Arbeiter noch immer mit Problemen konfrontiert. Da sie meist ohne formelle Verträge gearbeitet haben, haben
sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen oder Rente. Vor Gericht versuchen sie diese Rechte einzuklagen. Ende September 2010 gelang es Yilmaz Bimbir (32 Jahre alt), der Jeans in einer nicht-registrierten Fabrik sandgestrahlt hatte und an Silikose erkrankte, als erster betroffener Arbeiter
einen Gerichtsprozess zu gewinnen.
Seit dem offiziellen Verbot in der Türkei (März 2009) haben große Jeans Produzenten ihre Produktion von der Türkei nach Ägypten, Jordanien, Syrien, Bangladesch und China verlegt.
Interview mit Abdulhalim L. Demir, enorm magazin
“Killer Jeans kosten Sandstrahlern das Leben”, Die Welt
Infos zum Sandstrahlen, INKOTA
Das ist eine Veranstaltung der offene Nähwerkstatt Kabutze, Friedrich-Loeffler-Straße 44a, Greifswald.