Mehr als eine Geschichte – Klischees und Vorurteile von Kap Arkona bis Kapstadt

„Wenn wir uns am Bild der Massenmedien orientieren, lernen wir heute alles darüber, wie Afrikaner sterben, aber nichts darüber, wie sie leben.“
Dieses Zitat des schwedischen Schriftstellers und Theaterregisseurs Henning Mankell verdeutlicht die Problematik, die mit dem Projektangebot „Mehr als eine Geschichte“ angesprochen wird.

Wissen über den afrikanischen Kontinent wird hauptsächlich aus unterschiedlichen Medien bezogen. Das ist kaum verwunderlich denn einen Kontinent mit 54 Staaten und einer Fläche von 30,2 Millionen Quadratkilometern, die dreimal größer ist als die Europas, zu bereisen ist nur wenigen möglich. Das Afrikabild der hauptsächlich rezipierten Medien spiegelt die Diversität des Kontinentes allerdings nur selten wieder. Vielmehr ist es geprägt von Vorurteilen und Stereotypen. Es sind Kriege, Krisen und Katastrophen von denen wir im Zusammenhang mit Afrika hören. Hinzu kommt häufig noch eine Romantisierung des Kontinents in Form einer Reduktion auf exotische Musik, ländliches Idyll und wilde Tiere.

Die zentrale Idee des Projektangebotes ist es die einseitige Sichtweise auf Afrika zu thematisieren und das Bild punktuell mit anderen Bildern zu ergänzen. Der Entstehungsmechanismus von Vorurteilen soll verdeutlicht und das kritische Denken der Teilnehmenden angeregt werden. Weiterhin werden Stereotype hinterfragt, so dass die Teilnehmenden erkennen dass es an ihnen liegt vorhandene Klischees zu hinterfragen und vorurteilsbewusst mit Menschen aus anderen Regionen der Welt umzugehen.
Das Projektangebot kann keine Lösung für Probleme liefern, die es auf dem afrikanischen Kontinent ohne Frage gibt. Es kann lediglich dazu beitragen vorhandene Vorurteile aufzubrechen und damit einen Beitrag für Verständnis und ein globales Miteinander liefern, welches nicht auf Mitleid und rassistischen Vorurteilen begründet ist.

Zu Beginn des Projekttages wird die Problematik einer einseitigen Darstellung verdeutlicht. Dies geschieht entweder über eine verwirrende einseitige Darstellung Deutschlands, der Herkunftsregion der Teilnehmenden, oder über das Aufgreifen der eigenen Bilder von Afrika.

Anschließend werden „viele verschiedene Geschichten“ erzählt. Die Teilnehmenden erweitern in diesem Teil des Projekttages ihr Bild, vorhandene Bilder werden um solche ergänzt, die die Teilnehmenden möglicherweise noch nicht kannten. Hierbei kann es sich um das Kennenlernen afrikanischer Großstädte, verschiedener Klimazonen oder auch afrikanischer Popkultur handeln, die der europäischen ähnlicher ist als viele Jugendliche denken. Auch die vertiefende Beschäftigung mit afrikanischen Politiker:innen, Aktivist:innen, Musiker:innen oder Autor:innen trägt dazu bei, dass die Teilnehmenden Afrikaner:innen als Individuen wahrnehmen, die ihr Leben selbst gestalten und sich gegen bestehende Ungerechtigkeiten auflehnen statt passiv auf Unterstützung aus dem globalen Norden zu warten.

Eine zentrale Frage, die innerhalb des Projektangebotes behandelt wird, ist die nach dem Ursprung unserer Bilder von Afrika. Dabei soll die Verantwortung nicht an Medien (Bücher, Nachrichten, popkulturelle Erzeugnisse, Spendenplakate) abgegeben werden. Vielmehr sind diese Medien Teil einer Gesellschaft in der Rassismus und koloniale Sichtweisen noch immer präsent sind. Sie sind Teil eines rassistischen, neokolonialen Systems und tragen zu seiner Reproduktion bei. Trotzdem hat jede*r die Möglichkeit Medien kritisch zu nutzen, Bilder zu hinterfragen und nach alternativen Darstellungen zu suchen. Eine Anregung hierzu soll das Projektangebot darstellen.

Die Zusammenhänge zwischen rassistischen und kolonialen Denkmustern und dem vorherrschenden Afrikabild werden im Projekttag aufgegriffen. Durch die kritische Betrachtung gängiger Stereotype und ihrer Wiederlegung, durch die Diskussion der Aufarbeitung von Kolonialgeschichte und -verbrechen, durch das Kennenlernen noch heute bestehender Abhängigkeitsverhältnisse oder durch die Thematisierung der Wirkmächtigkeit von Spendenkampagnen (White Charity).

Im Anschluss geht es darum Handlungsalternativen zu finden um gemeinsam an einem differenzierten Afrikabild zu wirken. Beispiele hierfür sind zum: Buchempfehlungen für Bücher mit „anderen“ Geschichten sammeln und weitergeben oder Briefe an Verlage schreiben und eine kritische, differenzierte Betrachtung der Kolonialgeschichte einfordern, in der auch afrikanische Stimmen zu Wort kommen.

Kurzinhalt:

  • Wie Werbung, Bücher und Nachrichten unser Afrikabild malen
  • Wie Rassismus unsere Wahrnehmung und Vorstellung prägt
  • Was Kolonialismus ist und wie er in Afrika und Europa bis heute wirkt
  • Die Erzählung verändern: Vielfältige Lebensrealitäten auf dem afrikanischen Kontinent