VeRa – 014 Tschernobyl 30 Jahre danach

Sendungsnotizen zum Nachlesen:

00:18:00 Tipps (Veranstaltung, Film & Buch)

“Baba Dunjas letzte Liebe” ist ein Roman von Alina Bronsky. Erschienen 2015 im Kiepenhauer & Witsch Verlag.
“Baba Dunjas letzte Liebe” beschreibt das Leben einer alten Frau die nach dem Tschernobyl Unglück in ihr Dorf zurückkehrt.
Mit ein paar wenigen anderen Heimkehrer*innen baut sie sich ein neues Leben auf.
Baba Dunja ist glücklich in ihrem Garten und mit ihren Nachbarn. Ob tot oder lebendig.
Und sie genießt die Ruhe in ihrem Haus bis eines Tages ein unbekanntes Mädchen auftaucht.
Als sie und die anderen Dorfbewohnern vermeintlich in einen Mordfall verwickelt werden endet das ruhige Leben von Baba Dunja und auch ihre Familiengeschichte holt sie ein.
Oft muss sie an ihre Enkeltochter Laura denken, die sie noch nie gesehen hat. Und als dann noch ein Brief von eben jener zu ihr ins Gefängnis gelangt ist es mit der Ruhe von Baba Dunja erst mal vorbei.
“Baba Dunjas letzte Liebe” ist ein Roman der in bildhafter Sprache, komisch und klug zugleich, das Leben einer alten Heimkehrerin beschreibt, die ihr Dorf trotzt aller Widrigkeiten nicht verlassen möchte und mit ihren Gedanken in zwei Welten wandelt. In der ihren, wo es Wasser aus dem Brunnen gibt und Elektrizität nur an guten Tagen – und der restlichen Welt. In der ihre Familie, ihre Tochter und ihre Enkelin leben. Und in der vieles so anders scheint.

Veranstaltungstipp: “Fukushima, Tschernobyl und wir”, von .ausgestrahlt, im Grüne Büro Stralsund, Alter Markt 7

Filmtipp: “Das Ding am Deich” -> Hier mehr dazu.

00:23:04 Die Meldungen

Polen
In Polen wird das staatliche Atomprogramm weiter verfolgt. Nach dem soll noch dieses Jahr über den Standort für das erste AKW entschieden werden. Die Standortsuche ist nahezu abgeschlossen, der erste Meiler soll an der Ostsee etwa 250 km entfernt von der deutschen Grenze stehen. Polen plante, im Jahr 2024 den ersten Reaktorblock in Betrieb zu nehmen. Dieser Zeitplan gilt allerdings als ambitioniert. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier hat bereits an das Nachbarland Polen appeliert, auf den Bau eines Atomkraftwerkes zu verzichten.

Deutschland
Der Energiekonzern EnBW hatte vom Bund und dem Land Baden-Württemberg Schadensersatz in Höhe von 261 Mio Euro gefordert, da es nach Fukushima 2 Kraftwerke abschalten musste. Anfang des Monats wies das Landgericht in Bonn die Klage ab. Das Gericht gab zur Begründung an, dass der Konzern damals nicht sofort gegen die Abschaltung geklagt hätte. Die Konzerne RWE, Vattenfall und Eon klagen sogar vor dem Bundesverfassungsgericht auf Entschädigung wegen des letzten Atomausstiegs, den sie als Enteignung ohne Entschädigung bezeichnen. Das Gericht in Karlsruhe verhandelt somit nun über die Rechtmäßigkeit des Atomausstiegs im Jahr 2011.

Belgien
Im letzten Jahr geriet die staatliche Atomaufsicht Belgiens in Kritik, nachdem mehrere abgeschaltete Reaktoren in Atomkraftwerken Belgiens wegen starker Rissbildung in den Stallwänden der Reaktorbehälter wieder ans Netz gingen. Die Agentur hatte trotz der Risse positive Sicherheitsbeurteilungen gegeben, was Umweltverbände als fahrlässig bezeichneten. Seither gibt es in den AKWs immer wieder Zwischenfälle und auch die deutsche Regierung ist alarmiert. Umweltministerin Hendricks bat die belgische Regierung, die Reaktoren bis zur Klärung “offener Sicherheitsfragen” herunterzufahren. Sie teilte mit, dass auch deutsche Fachleute nicht überzeugt seien, dass diese Atommeiler auch im Störfall sicher seien.

Lubmin (könnt ihr mit reinnehmen, wenn ihr die Meldungen am Ende macht, als Überleitung zur nächsten Sendung)
Das sogenannte “Zwischenlager Nord” in Lubmin, in dem derzeit 74 Castorbehälter lagern, kann nicht entsprechend der neuen Anforderungen des Terrorschutzes nachgerüstet werden. Die Ostsee-Zeitung meldete vor Kurzem, dass die Betreiber des Zwischenlagers, die Energiewerke Nord, nun den Bau einer Ersatzhalle für den Müll in Erwägung ziehen, um ihn gegen Waffenbeschuss und Flugzeugabsturz zu sichern.

00:25:40 Interview mit Dr. Fabian Czerwinski zu Uranabbau, -nutzung & Auswirkungen

Wir wollen heute mit Fabian über das Element Uran sprechen. Vielleicht kennen es manche noch aus dem Periodensystem im Chemie-Unterricht. Wir wollen uns aber seiner Bedeutung für die Atomenergie widmen, die sehr groß ist. Denn weil Uran Kernspaltung ermöglicht, woraus wir Energie gewinnen können, ist es DIE Grundlage für Atomkraft.

  • Um Uran zu gewinnen, muss man Gestein, sog. Uranerze, abbauen. Wir haben gehört, dass dabei auch schon radioaktive Strahlung austritt, die gefährlich für Umwelt und Menschen ist. Strahlt das Uranerz in der Erde schon so oder oder entsteht die Strahlung erst beim Abbau? Für die Arbeiter in den Abbaustätten muss das gefährlich sein?! Wann und wie geht diese Strahlung weg?
  • Wir haben rausgefunden, dass Uranminerale oder Uranerze früher auch in Deutschland abgebaut wurden, z.B. im Erzgebirge. Die meisten Abbaugebiete wurden nach 1990 geschlossen. Woher stammt heute das Uran, was wir für unsere Kraftwerke benötigen? Wo gibt es auf der Welt große Uranlagerstätten oder wo wird viel gefördert? Weißt du, wo wir vor allem unser Uran herbeziehen?
  • Nicht nur bei Atomkraftwerken, auch schon beim Uranabbau treten ja radioaktive Abfälle auf. Was bleibt da zurück, wie gefährlich ist die Strahlung und wie muss das gelagert werden? Und wie wird es in Realität gelagert? Wir kennen ein Beispiel aus Kirgistan, wo Halden vom ehemaligen Uranabbau in den Bergen relativ ungeschützt rumliegen und benachbarte Länder Sorge haben, dass durch Erdrutsche radioaktiver Schlamm über Flüsse zu Ihnen gelangen könnte.
  • Wie wird das Uran hierher transportiert? Tritt da auch Strahlung aus?
  • Wie sind die Bedingungen beim Abbau von Uran in Ländern des globalen Südens?
  • “Wer sich mit einem Film noch mehr über Uranabbau informieren möchte, für den haben wir jetzt einen Filmtipp: der 53-minütige Film “Uranium – is a country? (also “Uran – ist das ein Land?”) – eine Spurensuche nach der Herkunft von Atomstrom”. Der 2009 erschienene Dokumentarfilm führt euch nach Australien, wo es große Uranvorkommen in der Erde gibt, und natürlich auch Förderstätten. Die Macher des Films wollen uns “die unbekannte Seite der vermeintlich sauberen Atomkraft” zeigen, indem sie Herkunft und Weg des Urans beleuchten. Die DVD bestellen oder den Film online sehen kann man unter www.strahlendesklima.de.

00:33:30 Tschüss