Verquer. Jahresrückblick 2016

Im Jahr 2016 startete verquer. vier neue Projekte des globalen Lernens mit verschiedenen Schwerpunkten. Insgesamt wurden über 100 Projekttage mit Klassen und anderen Gruppen in Vorpommern durchgeführt. 2016 fanden vermehrt schulische Projekttage in Greifswald statt, was auf die gute Zusammenarbeit mit einigen hiesigen Schulen zurückzuführen ist. Orte wie Bergen, Pasewalk und Eggesin gehörten aber genauso zu den Projektorten. Auch mit vielen Schulen außerhalb von Greifswald arbeiten wir seit Jahren sehr verlässlich zusammen.

Mit dem Projekt „verquer goes public“ wagte das verquer.-Team den Schritt, Themen der globalen Gerechtigkeit nicht nur in die Klassenräume sondern darüber hinaus in die Öffentlichkeit zu bringen. In mehrtägigen Projekten legten wir in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf das Selbstgestalten von öffentlichkeitswirksamen Produkten. So entstanden zum Beispiel Hörbeiträge für das Radio, Plakate oder auch bedruckte Kleidung. Einige Schüler teilten ihr neu dazugewonnenes Wissen in sozialen Netzwerken und Plattformen wie zum Beispiel Instagram. Das Konzept der mehrtägigen Projekttage und des erhöhten Praxisanteils hat sich bewährt und wir werden auch 2017 daran festhalten. Für das kommende Jahr sind bereits einige Projekt gebucht.

Seit Oktober 2015 sendet VeRa (verquer.radio) regelmäßig 14tägig im offenen Kanal bei radio98eins. In Diskussionen, Interviews, Beiträgen und mit Musik behandelt die ehrenamtlich arbeitende Redaktion von VeRa in jeder Sendung ein Thema. Die Themen sind dabei so gewählt, dass globale und lokale Aspekte betrachtet werden können. 2016 gab es zum Beispiel die Sendungen „Wasser – Wem gehört’s?“, „Krieg und Frieden“ oder „Atomenergie und Endlager“. Nachzuhören sind die Podcasts unter: www.bildung-verquer/radio.

Bis zu den Sommerferien 2016 gestalteten 2 Teamer_innen von verquer wöchentlich einen Ganztagsschulkurs an der Martinschule Greifswald zu globaler Gerechtigkeit. Die Schwerpunkte wurden dabei immer in enger Zusammenarbeit mit den Schüler_innen gesetzt.

Das Projekttagsangebot von verquer. wurde 2016 um das Thema „Klischees von Afrika- Unsere Bilder auf dem Prüfstand“ erweitert. In diesem Projekttag werden die Teilnehmenden angeregt ihre Vorstellungen von Afrika zu hinterfragen und eigene Vorurteile kritisch zu betrachten. Die eigenen Bilder sind selbstverständlich nicht losgelöst von einem gesellschaftlichen Kontext zu betrachten, der nach wie vor von kolonialen Vorstellungen und Rassismus geprägt ist.
Als thematische Vertiefung dazu konnte im April Lutz van Dijk, unter anderem Autor des Buches „Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents“,zu einer Lesung nach Greifswald kommen.

Unser Projekttag „Flucht-Migration-Asyl“ wurde auch 2016 stark nachgefragt, was wir auf die weiterhin große gesellschaftliche Relevanz des Themas zurückführen.
Für verquer. war eine Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation wichtig, wie sie zum Beispiel im Rahmen eines Vortrages zur aktuellen Asylrechtsgesetzgebung mit der Vorsitzenden des Flüchtlingsrat MV möglich war. Der Vortrag fand im April in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis kritischer Jurist_innen (AKJ) statt.

Im Sommer fand das Greifswalder International Students Festival (GrIStuF) statt. Wie bereits bei den Festivals 2012 und 2014 brachte verquer auch 2016 seine Expertise aus der Bildungsarbeit in einem Workshop ein, dieses Jahr zum Thema: „Safe Harbour Europe?“. Für eine Woche gestalteten verquer.-Multiplikator_innen einen Workshop zum Thema Flucht über das Meer und Asyl in Europa und tauschten sich mit interessierten Studierenden aus aller Welt aus.

Besonders gefreut haben wir uns über die Kooperation mit einer Theatergruppe aus Harare/ Simbabwe und dem Berliner Theaterregisseur Jens Vilela Neumann. Über Kontakte, die wir bereits im Vorjahr über die Teilnahme an der Süd-Nord-Komponente des Weltwärtsprogramms geknüpft hatten wurde die Anfrage an uns geleitet. Mit „Watergames – water is thicker than blood“ konnten wir eine Theaterproduktion nach Greifswald holen, in der auf humorvolle Art und Weise die problematische Situation der Trinkwasserversorgung im diktatorisch regierten Simbabwe auf die Bühne gebracht wird.

Ebenfalls mit Jens Vilela Neumann und dem Literaturzentrum Koeppenhaus konnten wir zur Interkulturellen Woche im September die Ausstellung „Identity a bloody romance“ nach Greifswald bringen. Die Ausstellung betrachtet Identitäten und wie sie durch Migration geprägt werden und sich verändern. Dabei nimmt sie verschiedene Zeiten in den Blick und beleuchtet schwerpunktmäßig die Situation der mosambikanischen Vertragsarbeiter_innen in der DDR.

Wie bereits in den Vorjahren engagierte sich verquer in der Organisation und Durchführung der entwicklungspolitischen Tage in Mecklenburg Vorpommern.
Mit einer Schulklasse aus Bergen führten wir ein zweitägiges Projekt zum Thema Migration durch. Weiterhin konnten wir in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek vier Lesungen von „Bestimmt wird alles gut“, einem Kinderbuch zum Thema Flucht und Asyl von Kirsten Boie, für Grundschulen realisieren. Die öffentlichen Vorträge „Krieg und natürliche Ressourcen in der Demokratischen Republik Kongo“ und „Täter, Opfer, Helden? – Kritsche Auseinandersetzung mit dem Volkstrauertag und Kontinuitäten militärischer Erinnerungspolitik“ beleuchteten unterschiedliche Aspekte des Jahresthemas Krieg_Frieden und stießen auf großes Interesse. Als Kooperationspartner war verquer außerdem am Vortrag „Afghanistan: Widerstand gegen Frauenmorde und Besatzung“ und dem Workshop „Betzavata: Grenzüberschreitender Workshop zu Demokratiepädagogik in der politischen Bildung“ beteiligt. Weiterhin realisierte verquer. zwei Radiosendungen zum Jahresthema der entwicklungspolitischen Tage.

Neben der Arbeit mit Schulklassen weitete verquer. seine Arbeit zu Themen globaler Gerechtigkeit in diesem Jahr auch verstärkt auf Freizeitangebote für Jugendliche aus. Seit Anfang des Jahres begleiten jeweils zwei verquer Teamende einen Jugendtreffen zum Thema „gelebte Konsumkritik“ im Demokratiebahnhof Anklam. In den wöchentlichen Treffen mit den Jugendlichen stehen das Selbermachen und alternative Konsummöglichkeiten im Mittelpunkt. In diesem Jahr wurden zum Beispiel Kleidungsstücke repariert und durch Bedrucken aufgewertet. Außerdem kochte die Gruppe mit regionalen und saisonalen Zutaten und baute Bänke für den Jugendtreff aus alten Paletten. Ein besonderes Highlight war der Rucksackworkshop im Dezember in Greifswald.
In Zusammenarbeit mit dem Begegnungszentrum Mole in Greifswald wird derzeit eine zweite Gruppe aufgebaut. In den ersten Monaten ging es um das gegenseitige Kennenlernen, aber selbstverständlich wurde auch hier bereits gebastelt und gebaut. Besonders der Bau von Fussballtoren und ihren Verwendung im Herbst blieb den Jugendlichen und den verquer.-Teamenden positiv in Erinnerung.
Unsere Angebote stehen selbstverständlich allen interessierten Jugendlichen offen. Um die Zielgruppe „geflüchtete Jugendliche“ gut einbeziehen zu können organisierte verquer. im Rahmen der Interkulturellen Woche den Workshop „Jugendarbeit mit geflüchteten Jugendlichen“, der von den Teamenden des Projektes und anderen Besucher_innen mit Interesse angenommen wurde.
Die bisherige Tradition eines Sommercamps mit Jugendlichen konnte auch dieses Jahr fortgesetzt werden. Mit insgesamt 20 Jugendlichen gestalteten die Teamenden von verquer 9 Tage zum Thema Utopie. Dabei konnten die Jugendlichen nach ihren Interessen an verschiedenen Angebote und Workshops teilnehmen.

Zur Ausbildung der Teamenden konnte im Frühjahr eine Wochenschulung im Rahmen des Projektes „Menschenrechts- und diversitätsorientierte Bildungsarbeit“ stattfinden. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Reflexion eigener Privilegien und Vorurteile. In dieser Schulung wurde zum ersten Mal das Konzept des neuen Projekttages „Klischees von Afrika- Unsere Bilder auf dem Prüfstand“ vermittelt.
Während der Schulung im Herbst wurden die Teamenden im Rahmen des Projektes „verquer goes public“ besonders im Hinblick auf die Verknüpfung globaler Fragestellungen mit einem kreativen Prozess innovativer Problemlösung geschult. Neben der Vermittlung der Projekttagsinhalte wurde aktiv ausprobiert wie innerhalb eines Projektangebotes Radiobeiträge entstehen oder Poster gestaltet werden können.

Einige Maßnahmen aus dem Projekt „verquer goes public“ wurden ausgewählt an dem Forschungsprojekt „Wirkungen und Methoden der Wirkungsbeobachtung in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit“ teilzunehmen. Gemeinsam mit externen Evaluator_innen werden wir unsere Ziele und angenommenen Wirkungen noch einmal im Detail anschauen und dabei sicherlich viele Anregungen für Wirkungen in unseren derzeitigen und zukünftigen Projekten mitnehmen. Am 27. September fand ein Auftaktworkshop statt bei dem wir unser Projekt vorstellten und die anderen beteiligten Projekte kennenlernen konnten. Im Dezember fand ein erstes Treffen mit den Evaluator_innen in Greifswald statt.

2016 haben wir als verquer. Team gemeinsam an der Straze gebaut. Einige Teamende, Freiwillige und Hauptamtliche beteiligten sich an den zwei Arbeitseinsätzen bei denen wir aktiv einen Teil dazu beitragen konnten, den Bau an unserem zukünftigen Haus weiterzubringen. Außerdem entstand in der zweiten Jahreshälfte die Idee der verquer.lounge. Einmal im Monat gibt es im Ikuwo die Möglichkeit eine der verquer. Radiosendungen in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam anzuhören und dabei oder danach ins Gespräch zu kommen.

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