VISo – der verquer. Info Sonntag

Wir haben uns diesen Monat fast ausschließlich feministischen und queer-feministischen Themen gewidmet. Wir haben über den feministischen Kampftag, Gendergerechtigkeit, den Migrantinnen*märz und sehr viel über Selbstbestimmung und Körperregulation geredet.

Und auch heute soll es um Selbstbestimmung gehen. Ich möchte heute über Prostitution sprechen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch eine Triggerwarnung aussprechen, denn mit dem Thema Prostitution werden auch Themen wie körperliche und psychische Gewalt angesprochen.

Zuallererst möchte ich betonen, dass Prostitution in vielen Fällen überhaupt nichts mit Selbstbestimmung zu tun hat, sondern mit Zwang, Perspektivlosigkeit und körperlicher und psychischer Gewalt. In diesen Fällen von Selbstbestimmung zu sprechen, wäre ignorant und übergriffig.

In Deutschland ist Prostitution seit 2002 legal. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sichere Strukturen konnten geschaffen werden, die Menschen ihre Arbeit ganz legal ausführen. 2017 wurde dann das Prostituiertenschutzgesetz verabschiedet mit dem Ziel, das Gewerbe besser regulieren zu können und sicherer zu machen. Das ist aber nach hinten los gegangen. Das Gesetz beinhaltet eine Meldepflicht für die Arbeiter*innen, sowie Zwangsberatung und Untersuchung, die Pflicht, einen “Huren*pass” mit sich zu führen, ein Zwangsouting, eine Kondom-Pflicht, eine Meldepflicht für Bordellbetreiber*innen, und noch viele Einschränkungen mehr. Statt die Sexarbeiter*innen zu schützen, stellt dieses Gesetz die Menschen bloß, zwingt sie, sich zu outen. Und das führt dazu, dass viele Menschen sich nicht melden, ihrer Arbeit illegal nachgehen und wir wieder in einer Lebensrealität von vor 20 Jahren angekommen sind. Ganz große klasse! Gut zusammengefasst wurde das alles auch nochmal in einem Artikel vom Dona Carmen e.V., lest euch den Artikel unbedingt durch! Und wie Betroffene selbst dieses Gesetzt bewerten, könnt ihr euch hier anschauen.

Und die Corona-Pandemie hat die Situation im letzten Jahr dann nochmal verschärft. Seit einem Jahr ist alles zu und Prostitulion verboten. Aufgrund fehlener Rücklagen bleibt aber vielen Sexarbeitenden kaum ein anderer Ausweg, als trotzdem weiter zu arbeiten. In der Illegalität. Gänzlich unreguliert. Sie dürfen die im vergleich sicheren Bordelle und anderen Verrichtung-Einrichtungen nicht mehr nutzen und werden wieder auf die Straße und an andere unsichere Orte gezwungen. Wie die Situation für die Betroffenen gerade aussieht und wie die Politik damit umgeht könnt ihr in diesem Artikel der Faz nachlesen und wird auch in dieser Doku vom WDR gut aufgearbeitet.

Das war mein kleiner Input zum Sonntag. Macht euch noch ein schönes Restwochenende.

Solidarische Grüße